Stacker Butte

Stacker Butte mit Mt.HoodDie Columbia River Gorge ist eines der niederschlagsreichsten Gebiete der USA und daher findet man dort einen feuchten grünen Regenwald in dem es einen Wasserfall nach dem anderen gibt, richtig? Richtig!

Und zugleich auch vollkommen falsch! Auch wenn der populärste Teil der Gorge rund um die Multnomah Falls im regenreichen Westen der Gorge liegt, erstreckt sich die gesamte National Scenic Area gut 90 Meilen entlang des Flusses von Troutdale bei Portland bis zur Deschutes Mündung die noch 20 Meilen östlich von The Dalles liegt. Der unbekanntere östliche Teil der Gorge liegt jenseits der Wetterscheide der Cascades und hat ein trockenes, Halbwüsten-Klima. Wenn man auf dem I-84 Richtung Osten unterwegs ist, dann merkt man wie der dichte grüne Wald um Hood River herum auf einmal immer dünner wird. Man sieht mehr und mehr nackten Fels und je weiter man nach Osten kommt desto karger wird die Landschaft

BalsamrootDa dieses zweite trockene Gesicht der Gorge vielen gar nicht bekannt ist, möchte ich hier eine Wanderung im Osten der Gorge nicht weit von The Dalles vorstellen. Der Weg führt auf einer alten Schotterstraße 2,6 Meilen (~4km) auf den 3223ft (982m) hohen Gipfel der Stacker Butte auf dem Nordufer des Columbia. Mit 1140 ft (350m) Höhenunterschied ist der Hike nicht allzu anstrengend. Neben dem tollen Rundum-Panorama vom Gipfel lohnt sich Stacker Butte vor allem während der Wildblumenblüte im Frühjahr wenn schon die Anfahrt über die Dalles Mountain Road durch ein gelb-blaues Meer von Wildblumen führt, das sich dann am Trail fortsetzt.

Balsomroot und LupinenAm Trailhead gibt es einen kleinen Parkplatz, auf den vielleicht sechs oder sieben Autos passen. Zur Not kann man aber auch noch am Rand der Zufahrtsstrasse parken. Hinter dem Gate, das die Strasse dort versperrt, beginnt die Columbia Hills Natural Area Preserve. Das Gelände wurde von Pat and Darlene Bleakney, den Besitzern der Dalles Mountain Ranch,  im Jahre 1993 den Staat Washington übergeben, der es zu einem Naturreservat machte, um endemische Blumen wie eine Hahnenfuß-Art (Ranunculus triternatus), die weltweit nur hier wächst  oder andere seltene Blumen wie z.B.  Canby’s Desert Parsley (Lomatium Canbyi) zu schützen. Die Verwaltung dieses Reservats wurde vom  Washington Department of Natural Resources. übernommen. So weit so gut. Allerdings resultiert daraus für Besucher leider auch ein ärgerliches Problem: seit 2011 wird auf Land, das von diesem Department verwaltet wird, der Discover Pass des Washington State Park Systems verlangt. Ein Tagespass kostet stolze 10$ während der Jahrespass nur mit 30$ zu Buche schlägt. Nun ist die Wanderung sicherlich ihre 10$ wert, aber wenn man denn brav seinen Obolus entrichten will, sucht man vergeblich nach einer Möglichkeit sein Geld loszuwerden. Da der Trailhead wohl nur sehr wenig Verkehr sieht, hat man sich keine Mühe gemacht dort eine Bezahlstation einzurichten. Es gibt lediglich den Hinweis, dass der Pass erforderlich ist, dass es 99$ Strafe kostet, wenn man ihn nicht hat, und dass man ihn im Internet erwerben und sich ausdrucken kann. Wer dort also Handynetz hat und mit einem kleinen mobilen Drucker reist ist fein raus, alle andern sind gelackmeiert. Die nächste offizielle Verkaufsstelle für den Pass ist der Lyle Mercantile Markt in Lyle WA, eine Fahrt von 20 min. Ausserhalb der Ladenöffnungszeiten ist die nächste automatische Verkaufsstation im Beacon Rock State Park eine gute Stunde weiter westlich. Ich bin jemand der gerne finanziell seinen Teil zum Unterhalt von Trails und Parks beisteuert, aber muß es einem denn dermaßen schwer gemacht werden? Also wenn man nicht ohnehin Besitzer des Jahrespasses ist entweder schon auf dem Weg zum Trailhead den Tagespass erwerben oder alternativ darauf hoffen, dass der Trailhead auch von kontrollierenden Rangern derart stiefmütterlich behandelt wird.

Nun soll es aber auf den Trail gehen, der auf einer stillgelegten Schotterstraße entlangführt. Da es am Weg keine Bäume gibt, die Schatten spenden und ausserdem dort oft kräftig der Wind weht, sollte man sowohl guten Sonnenschutz als auch etwas Warmes zum Anziehen dabei haben.Gorge Sanddünen Wenn die Blumenblüte im vollen Gange ist werden Fotografen grösste Schwierigkeite haben auf den ersten Metern des Trails irgendwie voran zu kommen, denn zu beiden Seiten des Wegs breitet sich dann ein gelb-blaues Meer aus Balsamroot und Lupinen aus. Im Rücken ist Mt.Hood zu sehen und rechts blickt man hinab zum Tal des Columbia River. Wenn man genau hinsieht sieht man in der Ferne auf der anderen Flusseite etwas womit man in der Columbia River Gorge nicht unbedingt rechnet: Sanddünen. Sie erstrecken sich auf der ersten Felsstufe oberhalb des Flusses und rutschen an einigen Stellen fast bis zum Freeway herunter. In den 60er Jahren stellte das an windigen Tagen ein echtes Problem dar, da es dann kleine „Wanderdünen“ auf dem I-84 gab, die von Schneepflügen geräumt werden mussten. Inzwischen wurde Dünengras gepflanzt um den Sand an Ort und Stelle zu halten.

IMG_1682bfrDie meisten Balsamroots findet man zweifellos am Anfang des Trails. Im weiteren Verlauf mischen sich dann auch viele anderen Blumen darunter. Wobei vor allem die knallroten Indian Paintbrush das vorherrschende gelb und blau schön ergänzen. Es bieten sich dann auch immer wieder gute Fotogelegenheiten mit Blumen im Vordergrund und dem weissen Kegel des Mt.Hood im Hintergrund.

Oak SpringsNach etwas über einer Meile erreicht man eine scharfe Linkskurve. Hier zweigt ein weiterer Weg nach rechts ab. Dieser Weg führt in einer halben Meile zu einer kleinen Quelle namens Oak Spring am Hang. Die Quelle hat ihren Namen von dem kleinen Wald aus Eichen, der sie umgibt, da Bäume nur hier genug Feuchtigkeit finden, um zu wachsen. Es wird hier mal wieder offensichtlich warum das Wort „knorrig“ eigentlich nur im Zusammenhang mit Eichen genutzt wird. Der kleine Abstecher zur Quelle braucht nicht viel Zeit, aber wer ihn nicht macht, verpasst nicht unbedingt Weltbewegendes.

Von der Stelle wo der Weg zur Oak Springs abzweigt sieht man Funktürme weiter oben am Berg. Es gibt Berge, die haben sogenannte Scheingipfel. Die sehen aus wie der Gipfel aber wenn der Bergsteiger einen Scheingipfel erreicht, stellt er fest, dass der eigentliche Gipfel noch ein Ende entfernt ist. Stacker Butte hat Schein-Funktürme. Wenn man die ersten Türme erreicht, die WXM34 eine NOAA Weather Radio Station senden, ist man nicht oben auf dem Berg sondern man sieht von dort die zweite Sendestation, die dann wirklich oben auf dem Gipfel steht, der noch etwa eine Meile weg ist.

Je höher man kommt desto dünner werden die Wildblumen und desto kräftiger wird in der Regel der Wind. Aber eins der grössten Highlights hat sich der Trail noch für den Schluss aufgehoben: erst wenn man den Gipfel erreicht hat, wird die ohnehin schon tolle Sicht nach Süden mit einem wunderbaren Blick über die High Prairie zum Mt.Adams zu einem 360°-Panorama ergänzt

Panorama nach SüdenAn guten Tagen sieht man hier reihenweise Vulkane von den Three Sisters bei Bend bis zum Mt.Rainier im Norden. Im Süden ist natürlich erstmal Mt. Hood und der grosse Bogen des Columbia River zu sehen, an dem man The Dalles mit dem Damm und der Brücke erkennt. Mt.Jefferson liegt direkt hinter den Innenstadt von The Dalles am Horizont und die Three Sisters sieht man nur an wirklich klaren Tagen etwas links davon.

Panorama nach NordenNach Norden hin dominiert vor allem erstmal der weisse Kegel des Mt.Adams den Ausblick. Es gibt nicht viele andere Punkte, von denen man eine so gute Aussicht auf diesen Berg hat. Und aus der Perspektive wirkt der alte Adam auch ungewöhnlich schlank, da die mehreren überlappenden Kegel, die den Berg geformt haben, von hier aus gesehen alle hintereinander liegen. Mt.AdamsDirekt rechts davon ist sein grosser Bruder der Mt.Rainier zu sehen. Er wird allerdings teilweise von den Ausläufern des Mt.Adams verdeckt, so dass man nur die runde Doppelspitze des Berges sieht. Daneben erkennt man noch die Goat Rocks einen Gebirgszug zwischen den beiden Vulkanen. Weiter im Westen ragt dann der Krater des Mt.St.Helens so gerade eben über die umgebenden Berge. Da ihm seit gut 30 Jahren die markante Spitze fehlt muss man etwas genauer hingucken, um den flachen Kraterrand zu finden. Da Stacker Butte nach Norden sehr steil abfällt hat man das Gefühl fast über die flache High Prarie unter einem zu fliegen, die vom Canyon des Klickitat River im Norden und Westen und vom gut sichtbaren markanten Swale Canyon im Osten begrenzt wird. Hier haben sich schon sehr früh Siedler des Oregon Trails niedergelassen. Einer von ihnen war der Deutsche Henry (eigentlich Heinrich) Stacker, der seine Schafe auf dem Berg grasen liess und die Quelle zur Tränke nutzte. Nach ihm wurde Stacker Butte benannt.

FAA BeaconAuf dem Gipfel befindet sich ausserdem noch eine eingezäunte Anlage mit einem seltsamen weissen Kegel. Auch wenn es so aussieht als ob E.T. das Ding zum Skypen benutzt, handelt es sich hierbei um ein Funkfeuer der FAA, die den Luftverkehr regelt und überwacht. Die Strasse führt noch ein wenig auf dem Gipfel entlang, aber da man dort schnell Privatland erreicht und auch keine anderen Aussichten mehr bekommt, sollte man die Aussicht vom Gipfel in Ruhe geniessen, wenn es nicht zu sehr windet vielleicht noch ein kleines Picknick machen und dann geht es auf demselben Weg wieder zurück zum Auto.

Stone FaceEin letztes kleines Gimmick hält der Hike dann noch auf der Rückfahrt für einen bereit: kurz bevor die Dalles Mountain Rd. wieder auf den Hwy 14 trifft befindet sich auf dem letzten grossen Felsen auf der linken Seite ein Gesicht im Stein, das man besonders im Nachmittagslicht besonders klar sieht. Einige erkennen sofort ein Gesicht andere sind weniger beeindruckt. Das Weingut am Ende der Strasse hat auf jeden Fall ihren Rotwein „Stone Face“ danach benannt. Also einfach ein wenig langsamer fahren links aus dem Fenster schauen und gucken ob man dort jemand im Felsen erkennt.

Wann am besten hin?

Indian PaintbrushZwei Dinge machen diesen Trail zu etwas Besonderem: die opulente Wildblumenblüte im Frühjahr und die grandiose Aussicht vom Gipfel. Wenn man diese zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will sollte man sich einen klaren sonnigen Tag mit guter Fernsicht zwischen Mitte April und Mitte Mai ausgucken. Die Blüte variiert natürlich von Jahr zu Jahr je nachdem wie der Winter war, aber in der Zeit hat man eigentlich immer eine sehr gute Chance viele Blumen in Aktion zu erleben. Und im trockenen Osten der Gorge gibt es zu der Zeit mehr klare Tage als man gemeinhin erwartet. Selbst wenn es in Portland oder Troutdale in Strömen regnen sollte, lohnt es sich zumindest einmal kurz das Wetter in The Dalles zu checken. Wie die Sicht auf den Mt.Hood ist sieht man ja schon bei der Anfahrt. Ob die Aussicht auf den Mt.Adams ebenso gut ist weiss man allerdings erst auf dem Gipfel.

Mt.HoodDie Blumenblüte ist natürlich auch an bedeckten Frühlingstagen beeindruckend, aber die kann man dann auch im unteren Teil des Trails geniessen ohne ganz zum Gipfel aufzusteigen. Umgekehrt hat kann man natürlich auch an klaren Tagen im Sommer, Herbst und Winter ohne Blumen eine tolle Aussicht von der Stacker Butte haben.

Natürlich bieten auch hier das Morgen- bzw. Abendlicht die besten Lichtverhältnisse aber der Unterschied ist nicht so dramatisch wie bei anderen Zielen, so dass sich auch eine Tour mitten am Tag lohnt.

Wann lieber nicht hin?

Ausserhalb der Blumenblüte sollte man Stacker Butte wirklich nur bei exzellenter Fernsicht ins Programm nehmen, sonst lohnt sich der Weg oben auf den Berg nicht wirklich. Gerade im Sommer kann es auch an klaren Tagen so diesig werden, dass man von oben nur noch Mt.Adams und Mt.Hood erkennt. Und wenn im Spätsommer der Rauch der Waldbrände dazukommt, dann sieht man eventuell die beiden auch nur noch schemenhaft. Ausserdem sollte man es sich an heissen Sommertagen dreimal überlegen ob man eine staubige Strasse ohne jeglichen Schatten 4km einen Berg hochlaufen will.

Wie kommt man hin?

Vom Freeway I-84 aus erreicht man an der Ausfahrt 87 „Dufur, Bend“ den Hwy 197, dem man Richtung Norden folgt. Auf der The Dalles Bridge überquert man direkt vor dem Damm den Columbia River. Nach gut zweieinhalb Meilen erreicht man eine T-Kreuzung mit dem State Highway 14, der auf der Washington Seite durch die Gorge führt. Hier fährt man rechts und dann geht es nach einer halben Meile links auf die gut gepflegte Schotterstrasse Dalles Mountain Road. Der folgt man 3,2 Meilen bis zu einer Art kleinem Freilichtmuseum von alten Farmgeräten an der Dalles Mountain Ranch. Dort biegt man links ab und folgt der dann teilweise recht rauhen Schotterpiste noch 1,4 Meilen bis die Strasse am kleinen Parkplatz neben dem Trailhead durch ein Tor versperrt ist.

 BalsamrootMeine Meinung

Zur Blüte im Frühjahr eine sehr lohnende und auch einigermassen einfach zu bewältigende Alternative zu den bekannteren und überlaufeneren Blumenbergen weiter westlich in der Gorge. Dazu bietet Stacker Butte eine Aussicht die ihresgleichen sucht.

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