*** Ab 2018 braucht man in der Blütezeit von April bis Juni an Wochenenden ein Permit für den Dog Mountain. Details findet man hier ***
Dog Mountain ist für die Wildblumen der Gorge was Multnomah Falls für die Wasserfälle ist. Wie Multnomah Falls ist die Blüte der Balsamroots am Dog Mountain ein beeindruckendes Naturschauspiel, das einen Standard setzt. Aber wie der Wasserfall leidet Dog Mountain darunter, dass er von mehr und mehr Menschen langsam zu Tode geliebt wird.
Dog Mountain ist ein knapp 900m (2948 ft um genau zu sein) hoher Berg, der ein paar Meilen westlich von Hood River am Nordufer des Columbia aufragt. Damit liegt er genau auf der klimatischen Scheide, die durch die Bergkette der Cascades gebildet wird und die Gorge in einen feuchten Westteil und einen trockenen Ostteil trennt. Dadurch herrschen auf den ausgedehnten Bergwiesen am Gipfel ideale Bedingungen für die Blüte der Balsamroots und anderer Blumen und daher verwandeln sich die Wiesen jedes Frühjahr in ein beeindruckendes gelbes Meer oberhalb der Gorge. Wenn man zum richtigen Zeitpunkt Ende Mai Anfang Juni dort oben unterwegs ist hat man einen unvergeßlichen Blick über die blühenden Blumenwiesen hinweg auf die Gorge mit dem Columbia River und der Berglandschaft auf beiden Seiten hin bis zu den Spitzen der großen Vulkane.
Dieser Ausblick will allerdings hart erarbeitet sein. So bekannt der Berg für seine Blumen ist, so berüchtigt ist er für den steilen Aufstieg zu denselben. Der Trailhead liegt ausgeschildert an einem Parkplatz direkt am Highway 14 auf der Washington Seite. Dort gibt es Platz für etwa 75 Autos. An Wochenenden zur Blütezeit sollte man sich keine Hoffnung machen nach 8:00 morgens noch einen Platz zu bekommen. Parken ausserhalb markierter Plätze und entlang des Highways ist verboten und der Skamania County Sheriff schreibt fleißig Strafzettel und kommt mit dem Abschleppwagen. An solchen Tagen kann der Gorge WET Bus, der den Trailhead mit Vancouver, Stevenson, Carson etc. verbindet eine sinnvolle Alternative sein. Hat man aber einen Parkplatz gefunden, muß man den Obolus von 5$ in den üblichen Umschlag tun, wenn man nicht im Besitz eines Nationalparkpasses oder Northwest Forest Passes ist, die hier auch gültig sind. Ab Frühjar 2018 gibt es auch noch ein neues Permitsystem, um die Massen am Dog Mountain in den Griff zu bekommen. Nur an Wochenenden im April, Mai und Juni braucht man ein Permit, um am Dog Mountain wandern zu können. Die Permits gibt es umsonst für jeden, der den Shuttle-Bus nutzt. Alle anderen müssen online unter recreation.gov eins von 165 Permits am Tag zum Preis von 1,50$ erwerben und das entweder in elektronischer Form (z.B. auf dem Handy) oder als Ausdruck vorweisen können. Das Permit erlaubt lediglich die Nutzung des Trails, was auch von Rangern kontrolliert werden soll, aber garantiert keinen Parkplatz. Und zu guter Letzt gibt es auch noch ein Plumpsklo am Trailhead, das sich etwa 10om den Trail hoch versteckt.
So nun kann es aber langsam mal losgehen. Es empfiehlt sich vor allem darauf zu achten, dass man sowohl guten Sonnenschutz als auch eine warme winddichte Jacke dabei hat. Auf den offenen Bergwiesen ist man ziemlich ungeschützt und es kann dort auch schon mal ganz kräftig pusten. Hood River nebenan gilt nicht umsonst als Surfer-Mekka. Dazu empfiehlt sich eine lange Hose, da es im unteren Abschnitt des Trails reichlich Poison Oak gibt und ich finde bei steilen Auf- und Abstiegen Wanderstöcke auch immer ganz hilfreich. Und zu guter letzt steht noch die Entscheidung an, welchen Trail man denn überhaupt nehmen will. Zur Auswahl stehen der alte und der neue Dog Mountain Trail sowie der Augspurger Trail. Aller drei führen vom Trailhead auf den 2820ft (860m) höher gelegenen Gipfel. Der Augspurger Trail geht in einer weiten Kurve um das Westende des Bergs in 3,8 Meilen zum Gipfel, der neue Dog Mountain Trail ist 2,9 Meilen lang und der alte 2,7, womit auch der erste Unterschied schon mal offensichtlich sein dürfte: beide Dog Mountain Trails sind sehr steil, wobei der alte den neuen noch in den Schatten stellt. Der Augspurger Trail geht auch solide bergauf aber ist doch ein wenig moderater. Auch was den landschaftlichen Reiz angeht gibt es eine deutliche Rangfolge der Trails: der neue Dog Mountain Trail ist der schönste der drei Trails, den zweiten Platz knapp dahinter belegt der Augspurger Trail mit ganz netten Aussichten Richtung Westen, während der alte Trail vergleichsweise unattraktiv steil durch den Wald nach oben geht. Wenn man nicht gerade für eine Everest-Besteigung trainiert oder vermeiden will, anderen Leuten zu begegnen, dann gibt es eigentlich keinen Grund den alten Trail zu nehmen. Ich würde daher empfehlen aus Augspurger Trail und neuem Trail einen Loop zu machen. Wer es mit den Knieen hat sollte vielleicht den neuen Trail hoch und den moderateren Augspurger Trail zum Abstieg nehmen, wer dagegen den steilen Anstieg etwas scheut für den ist der Augspurger Trail vielleicht der angenehmere Aufsteig. Für zweitere Variante spricht eventuell auch noch die Dramaturgie: während man die Blumen entlang des Augspurger Trails sowie die Ausblicke über den Fluß und den benachbarten Wind Mountain beim Aufstieg vielleicht noch schätzt, verblassen sie doch gegen das, was einem am Gipfel geboten wird, so dass man beim Rückweg dafür kaum noch ein Auge über hat.
Wählt man den Augspurger Trail für den Aufstieg, dann muß man sich schon direkt am Trailhead links halten. Der Trail geht erstmal durch einen relativ offenen Wald aus knorrigen Eichen stetig bergauf nach Westen von eigentlichen Ziel Dog Mountain weg. Man hat immer wieder einen Blick nach links über den Columbia zum kegelförmigen Shellrock Mountain auf der Oregon-Seite. Bald dreht sich der Trail in einer weiten Kurve nach Norden und nun kommt der Washingtoner Zwillingsbruder des Shellrock Mountains der Wind Mountain in Sicht. Beide stehen sich wie zwei Wächter auf beiden Seiten des Flusses gegenüber. Entlang des Trails gibt es zur Blütezeit viele Lupinen, einige Paintbrush und andere Blumen und leider auch Poison Oak zu sehen. Wenn man die charakteristischen drei Blätter an einem Stiel sieht, sollte man vorsichtig sein: das Zeug kann üblen Ausschlag verursachen. Lange Hosen sind daher auch bei warmen Wetter angebracht. Während der Trail sich immer weiter vom Fluß entfernt und auch mit drei Serpentinen sich immer höher windet wechselt der Wald langsam zu dichterem Nadelwald. Nach 2,7 Meilen kommt man zu einer Kreuzung, man kann sie eigentlich nicht verfehlen, denn es ist die erste auf die man trifft. Hier biegt man scharf rechts ab. Auf der letzten guten Meile bis zum Gipfel lichtet sich der Wald mehr und mehr und schließlich wandert man das letzte Ende durch die Bergwiesen, die im Frühsommer von den gelben Balsamroots bedeckt sind. Kurz vor dem Gipfel trifft man dann auf den Dog Mountain Trail, dem man die letzten paar hundert Meter bis zum Gipfel folgt. Hier kann man sich dann auf einer großen Wiese niederlassen und eine wohlverdiente Rast einlegen.
Der Blick nach Osten wird durch Bäume verdeckt, aber die Aussicht nach Westen entlang des Columbia ist dafür umso beeindruckender. Ganz links sieht man die Spitze des Mt.Hood über den Mt.Defiance auf der Oregon Seite der Gorge ragen. Wenn man genau hinguckt sieht man darunter die Wasserfälle im Starvation Creek SP. Dann hat man einen schönen Blick auf das Paar Shellrock und Wind Mt.. Vor allem letzteres komplettiert sehr fotogen die Aussicht über den Fluß. Im Norden schliesst sich dann die Berglandschaft des Gifford Pinchot NF an. Und wenn man ein wenig nach vorne geht und ganz rechts guckt, dann sieht man auch den Mt.St.Helens in der Ferne. Es gibt von der Wiese noch einen kurzen Loop-Trail der durch die Bäume im Osten des Gipfels zum Puppy Lookout am Dog Mt. Trail führt. Auch wenn er sonst nicht besonders reizvoll ist, so bietet er doch die Aussicht durch die Bäume nach Nordosten auf einen weiteren schneebedeckten Vulkan den Mt.Adams.
Wer auf dem Dog Mountain Trail, alt wie neu, unterwegs sein will, geht vom Trailhead aus nach rechts (einfach allen anderen hinterher). Dann geht es gleich knackig los mit Serpentinen, die durch Laubwald bergan gehen. Auch hier gibt es im Frühsommer alle möglichen verschiedenen Blumen am Wegesrand, allerdings auch z.T. dichten Bewuchs mit Poison Oak. Nach einer knappen Meile erreicht man die Kreuzung an der sich alter und neuer Trail teilen. Markiert sind sie mit „more difficult“ und „less difficult“. Das Wort „easy“ wird wohl absichtlich vermieden. Links geht der alte Trail in weiteren 2,2 Meilen steil zum Gipfel hoch. Keine Aussichten, kaum Blumen, keine wirklich lohnenswerte Alternative. Der neue Trail der nach rechts abgeht und den Gipfel in 2,6 Meilen erreicht ist dagegen sehr empfehlenswert. Hier gehts es erstmal eine gute Meile weiter nach oben bevor sich der Wald lichtet und man an einem Aussichtspunkt einen ersten Vorgeschmack bekommt, was einen am Gipfel erwartet. Auch hier sind Wiesen auf denen zur richtigen Zeit Balsamroots, Paintbrush und Lupinen blühen. Man hat einen Blick auf den von gelben Blumen bedeckten Gipfel und auch der Blick nach Süden und Westen über den Columbia ist nicht zu verachten. Bei einem Kinofilm würde man so etwas wohl einen Teaser nennen. Dann geht es erstmal wieder durch den Wald bergauf, wobei die Eichen, die typisch für die trockene östliche Gorge sind, immer mehr Nadelbäumen wie der Douglas Fir weichen, die man eher im feuchten Westen findet. Dog Mountain liegt wirklich genau an der Grenze der beiden Vegetationszonen. Eine Meile nach dem Aussichtspunkt vereinigen sich alter und neuer Dog Mountain Trail wieder und dann ist es nicht mehr weit bis man aus dem Wald herauskommt und die großen offen Bergwiesen, die im Sommer ein gelbes Blütenmeer sind, erreicht. Bis zum Gipfel hat man zwar immer noch eine knappe Meile, aber das geht jetzt wie von selber. Als erstes erreicht man den Puppy Lookout, am südlichen Rand der Gipfelwiesen, von wo aus man den besten Blick direkt nach Süden über den Columbia hat. „Ganz hinten um die Ecke“ ist sogar Hood River zu sehen. An der Stelle stand auch mal ein Fire Lookout, von dem aber nicht mehr viel über ist. Und wem es nicht aufgefallen ist: ein „Puppy“ ist ein kleiner „Dog“. Am Puppy Lookout geht auch der oben erwähnte Loop Trail durch den Wald mit Adams-Blick ab, aber man sollte auf jeden Fall auf dem Haupttrail mitten durch die Blumen zum Gipfel gehen. Die gelben Balsamroots sind natürlich die absoluten Stars, aber neben roten Paintbrush und blauen Lupinen gibt es noch jede Menge andere z.T. auch seltene Wildblumen zu entdecken. Wer einen Fotoapparat dabei hat wird vermutlich dann nur sehr langsam vorankommen. Am Abzweig zum Augspurger Trail noch einmal rechts halten (und von der Kreuzung aus ein Foto zum Mt.St.Helens rüber machen, den man von hier aus am besten mit dem Blumen kombinieren kann) und dann hat man es geschafft.
Ich habe nach dem Hintergrund des Namens Dog Mountain geforscht. Es wird meistens behauptet, dass Pioniere hier im Winter festsaßen und aus Hunger ihre Hunde gegessen haben. Direkt gegenüber auf der Oregon Seite gibt es auch den Starvation Creek, der auf eine ähnliche Hungersituation allerdings schon zu Zeiten der Eisenbahn hinweist. Ich muß zugeben so ganz bin ich von der Geschichte nicht überzeugt, aber etwas besseres habe ich leider nicht gefunden.
Wann am besten hin?
Das richtige Timing ist beim Dog Mountain wichtiger und schwieriger als bei vielen anderen Zielen in der Gorge. Die Balsamroot blühen in der Regel im Mai und Juni, dann lohnt sich eigentlich immer ein Besuch. Aber es sind meist nur so etwa zwei Wochen Ende Mai Anfang Juni in denen der gelbe Teppich am beeindruckendsten ist, wobei der genaue Termin als auch die Menge der Blumen von Jahr zu Jahr variieren können. Eine schöne Aussicht bietet der Berg bei einigermaßen ordentlichem Wetter natürlich auch im Rest des Jahres, aber da gibt es viele bessere Aussichtspunkte, die einfacher zu erreichen sind. In der Blütezeit sollte man versuchen, Wochenenden wenn möglich zu meiden und auch an Wochentagen ist es bestimmt keine schlechte Idee entweder sehr früh am Trailhead zu sein oder erst später am Nachmittag sich auf dem Weg zu machen. Am Abend findet man auch das beste Fotolicht auf den Bergwiesen, aber dann sollte man auf jeden Fall eine Lampe dabei haben und bereit sein, den Abstieg über den steilen Pfad notfalls auch im Dunkeln zu bewältigen.
Wann lieber nicht hin?
Ausserhalb der Blütezeit bietet der Berg zwar eine ganz nette Aussicht, aber die will hart erarbeitet sein, so dass sich der Aufstieg bei schlechtem Wetter dann absolut nicht lohnt. Ausserdem sollte man im Mai und Juni die Wochenenden und den Memorial Day meiden, denn dann fallen die Massen am Trailhead ein und man sollte sich absolut keine Hoffnung auf einen Parkplatz am Trailhead machen. In der Hochphase der Blüte kann es auch unter der Woche schwierig werden nach 9:30 noch einen Parkplatz zu bekommen.
Wie kommt man hin?
Der Trailhead zum Dog Mountain liegt an einem entsprechend beschilderten Parkplatz direkt am Hwy. 14 zwischen Milepost 53 und 54. Das ist etwa 12 Meilen östlich der Bridge of the Gods bzw. 11 Meilen westlich der Hood River Bridge wenn man von der Oregon Seite kommt. Wer sich die Parkplatzsuche zur Blütezeit ersparen will kann sich auch mit einem Shuttle Bus vom Fairground in Stevenson an der Rock Creek Park Rd. in 15 Minuten zum Trailhead fahren lassen. Auf gar keinen Fall sollte man auf einem nicht-markierten Parkplatz oder gar am Straßenrand parken. Der Sheriff ist regelmäßiger Besucher am Trailhead und schleppt ohne Gnade ab.
Meine Meinung:
An anderen Orten in der Gorge ist zur Wildblumenblüte wesentlich weniger los und dort erreicht man die Wiesen oft auch wesentlich einfacher. Aber wenn man den Dog Mountain in seiner einmaligen Blumenpracht erlebt hat, dann ist einem das alles egal. Wer zur richtigen Jahreszeit die Gorge besucht und die entsprechende Kondition für den Aufstieg mitbringt, der sollte sich das Schauspiel auf gar keinen Fall entgehen lassen.